Mini- oder Midijob – was ist besser?

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Mini- oder Midijob – was ist besser?

In Deutschland sind Minijobs und Midijobs zwei weit verbreitete Formen der Teilzeitbeschäftigung, die sich in ihren rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen unterscheiden. Beide Jobtypen bieten flexible Arbeitsmöglichkeiten, doch ihre Auswirkungen auf Sozialleistungen, Steuern und die langfristige Rentensicherheit variieren erheblich. Hier ein detaillierter Vergleich beider Beschäftigungsarten:

1. Definition und Einkommensgrenzen

  • Minijob: auch als geringfügige Beschäftigung bekannt, liegt das monatliche Einkommen bei einem Minijob im Jahr 2024 bei maximal 538 Euro. Diese Jobs sind in der Regel sozialversicherungsfrei, was bedeutet, dass Arbeitgeber nur  pauschale Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge neben einer pauschalen Lohnsteuer zahlen müssen.

  • Midijob: Dieser befindet sich im sogenannten Übergangsbereich, der bei einem monatlichen Einkommen von über 538 Euro beginnt und bis zu einem Verdienst von 2.000 Euro reicht. Midijobs sind voll sozialversicherungspflichtig – hier sind die Mitarbeiter auch tatsächlich sv-rechtlich abgesichert. Wobei die Beiträge für die Sozialversicherung mit steigendem Einkommen schrittweise ansteigen, bis sie den normalen Satz erreichen.

2. Sozialversicherung

  • Minijob: Arbeitnehmer in einem Minijob sind, mit Ausnahme der Rentenversicherung, von der Pflicht zur Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen befreit. Für die Rentenversicherung kann der Arbeitnehmer wählen, ob er den vollen Beitragssatz zahlt, um volle Leistungsansprüche zu erwerben, oder sich davon befreien lässt. Dann müsste der Mitarbeiter selbst 3,6% in die RV mit einzahlen (zzgl zu den 15% Pauschalbeiträgen vom Arbeitgeber).

  • Midijob: Arbeitnehmer in einem Midijob sind in allen Zweigen der Sozialversicherung versichert, was bedeutet, dass sie Anspruch auf Leistungen aus der Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung haben. Die Beiträge hierfür nach einer besonderen Formel berechnet. Im niedrigen Einkommensbereich zahlen die Arbeitnehmer deutlich weniger Beiträge als es ihrem Brutto entsprechen würde. Die Beitragsbelastung der Arbeitnehmer steigt dann auf die “üblichen” ca. 20%, wenn ihr Entgelt die obere Grenze (2.000 €) erreicht.

3. Steuerliche Behandlung

  • Minijob: Die Einkünfte aus einem Minijob sind grundsätzlich steuerpflichtig, werden jedoch oft pauschal vom Arbeitgeber mit 2 Prozent versteuert. Dies vereinfacht das Verfahren für Arbeitnehmer, da sie keine Steuererklärung für diesen Lohn abgeben müssen.

  • Midijob: Die Einkünfte aus einem Midijob unterliegen der individuellen Steuerpflicht des Arbeitnehmers. Die Steuern werden basierend auf den Lohnsteuermerkmalen des Arbeitnehmers berechnet und können ab einem gewissen Einkommen einen deutlichen Anteil des Verdienstes ausmachen.

4. Vorteile und Nachteile

  • Minijob: Vorteile liegen in der geringen finanziellen Belastung für Arbeitnehmer und der Flexibilität. Ein Nachteil ist jedoch, dass diese Form der Beschäftigung wenig soziale Sicherheit bietet und oft keine Karriereperspektiven oder Ansprüche auf vollständige Rentenleistungen umfasst.

  • Midijob: Der Hauptvorteil des Midijobs ist der volle Sozialversicherungsschutz. Zudem können Midijobber durch die progressive Beitragsberechnung bei relativ geringem Einkommen von niedrigen Abgaben profitieren. Ein potentieller Nachteil sind die höheren Steuerlasten bei steigendem Einkommen. Nur dieses Schicksal teilen die Minijobs mit allen anderen sv-pflichtigen Jobs.

  • Abgabenvergleich:
    • im Minijob zahlt der Arbeitgeber 28% Pauschalbeiträge (538 € x 28% = 150,64 €). 
    • im Minijob zahlt der Arbeitnehmer 3,6% Pauschalbeiträge zur RV (538 € x 3,6% = 19,37 €). Mit einem Befreiungsantrag hinsichtlich der Rentenversicherung wird der Arbeitnehmer nicht belastet.
    • Im Midijob mit 539 € Brutto  zahlt der Arbeitgeber 150,82 € an Beiträgen zur SV.
    • Ein Arbeitnehmer zahlt bei einem Brutto im Midijob von 539 € nur 0,28 € an Beiträgen zur SV.

 

5. Langfristige Perspektiven

  • Minijob: Minijobs sind oft kritisiert worden, weil sie wenig zur langfristigen finanziellen Sicherheit beitragen, besonders im Hinblick auf die Altersvorsorge. Auf der anderen Seite steht jedoch ein ordentliches Netto-Plus, was all denen wichtiger ist, die bereits anderweitig eine soziale Absicherung haben.

  • Midijob: Midijobs bieten durch ihre Einbindung in das Sozialversicherungssystem bessere Perspektiven für die Zukunftssicherung, inklusive Rentenansprüche und Arbeitslosenversicherung.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Wahl zwischen einem Minijob und einem Midijob stark von den individuellen Bedürfnissen des Arbeitnehmers, seinen finanziellen Anforderungen und seinen langfristigen Karrierezielen abhängt. Während Minijobs eine gute Option für einen flexiblen Zusatzverdienst bieten können, eignen sich Midijobs besser für diejenigen, die auf der Suche nach größerer finanzieller Sicherheit und umfassenderen Sozialleistungen sind.

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Autor: Jörg Romanowski
Vita und Seminare

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